Hannover 96

96, deine Stars

Altin Lala

Riesig, dieser 96-Kampfzwerg!
Lala ist mal Jekyll und mal Hyde

Gestatten, Kampfzwerg. Es gibt sicher schönere Spitznamen, doch Altin Lala trägt ihn mit Würde und Humor. „Carsten Linke hat sich das mal ausgedacht, ich kann darüber auch lachen“, sagt der 1,72 Meter große Mittelfeld-Renner. Zumal er glaubt, damit einigermaßen treffend charakterisiert zu werden: „Stimmt schon“, glaubt Lala, „meine Stärke liegt darin, Zweikämpfe zu suchen, Bälle zu erobern und Konter zu setzen.“ 

Das macht ihn so wertvoll für 96 und kommt auch beim Publikum gut an. In einer Internet-Umfrage des Fanprojekts auf der 96-Homepage wurde Lala jüngst zum „Liebling der Saison“ 2001/2002 gewählt. „Die Leute legen Wert darauf, dass man Einsatz zeigt“, glaubt der ewig Emsige, mit dem das südländische Temperament auch im Training schon mal durchgeht. Im Februar watschte er nach einem Zweikampf Jiri Kaufman mit einer Ohrfeige ab, „da ist der Altin von Doktor Jekyll zu Mister Hyde mutiert. So ist er eben“, weiß Trainer Ralf Rangnick.

Sich durchzubeißen, auch bei physischer Unterlegenheit, lernte Lala in den frühen 80er Jahren auf den staubigen Straßen zwischen den tristen vierstöckigen Wohnblocks von Neu-Tirana, einem Stadtteil der albanischen Hauptstadt. „Wir haben uns aus Steinen zwei Tore gebaut und mit einem einfachen Gummiball fünf gegen fünf gespielt. Autos kamen ja nur ganz selten, im Kommunismus waren sie Privatleuten verboten“, weiß Lala noch. 

Er verbindet beinahe romantische Erinnerungen mit dieser Kindheit in Armut: „Wir hatten nicht viel, und doch würde ich diese Vergangenheit niemals tauschen wollen. Wir waren glücklich und einfach frei.“ Als Neunjähriger schaffte der Straßenfußballer und Fan nach einem Probetraining den Sprung in die Jugendmannschaft seines Lieblingsklubs Dinamo Tirana. „Ein Traum ging in Erfüllung“, und wurde in der Junioren-Auswahl Albaniens fortgesetzt. 

1991 aber konnte Lala den Verlockungen des reichen Westens nicht widerstehen. Nach einem Länderspiel mit der U-16-Nationalmannschaft in Deutschland ist er mit neun anderen „einfach abgehauen. Wir haben die Möglichkeit gesehen, hier etwas aufzubauen.“ Für viele wars eine trügerische Hoffnung, „die meisten haben es nicht geschafft und sind zurück in Albanien“. Allein Armando Zani spielt noch in Magdeburg, und Jutmir Meta (früher Torwart) lebt in Fulda – als Sportinvalide. 

Beinahe wäre die Karriere auch für Lala schon vorbei gewesen, ehe sie richtig begann. Nach zwei Jahren in der Jugend von Borussia Fulda hatte er sich in der Drittligaelf etabliert, als er nach einem Meniskusschaden einen Kreuzbandriss erlitt. Es folgte „eine ganz schlimme Zeit“ für Lala. „Ich habe ein Jahr gebraucht, wieder richtig auf die Beine zu kommen“, danach aber zwang er sein Schicksal wieder in glücklichere Bahnen – beruflich und privat. 

In der Pizzeria „San Remo“ in Fulda verguckte er sich 1997 in die adrette Wirtstochter Vittoria. Die Liebe aber brauchte ihre Zeit, weil Lala dabei weniger forsch angriff als auf dem Fußballplatz. „Sie plump anzubaggern, ist nicht meine Art.“ In einer Fuldaer Disko aber brach das Eis. 1999, ein Jahr nach dem Wechsel zu 96, heirateten die beiden, nachts um 0.05 Uhr in Bad Brückenau.

Eins und eins macht in solchen Fällen oft drei, und so wurde am ersten Weihnachtstag vorigen Jahres der kleine Cataldo geboren. „Hans Wurst“ nennt Lala den süßen Fratz bisweilen liebevoll, und Vittoria guckt ihn dann schon mal böse an. 

„Zu Hause“, lobt sie ihren Gatten jedoch, „ist der Altin sehr ausgeglichen.“ Manchmal, wenn Cataldo friedlich schlummert, steht der Papa allerdings unter Strom. „In der Nacht nach einem Spiel zuckt er oft mit dem ganzen Körper oder liegt lange wach“, hat Vittoria beobachtet. „Dann muss die ganze Anspannung raus.“ 

Die nächste unruhige Nacht in der Dreizimmer-Wohnung im Zooviertel steht den Lalas am zweiten August-Wochenende nach dem Saisonstart beim HSV bevor. Ab dann soll auch die Bundesliga Hannovers Kampfzwerg kennen lernen.

Ein Dutzend Fragen

  • Welches Auto fahren Sie

BMW 318i

  • Was essen Sie am liebsten?

Pasta Siciliana mit Zucchini und Auberginen

  • Ihr Lieblingsgetränk am Tag und abend?

Espresso, Wasser

  • Ihr Lieblingsfilm?

"Heat" mit Robert de Niro und Al Pacino

  • Welches Lied singen Sie gern?

"I need a Girl" von Puff Daddy und Usher

  • Was gefällt Ihnen an Hannover am besten?

Dass die Stadt so grün und gepflegt ist. Vor allem die Herrenhäuser Gärten sind wunderschön

  • Über welchen Mitspieler können Sie am meisten lachen?

Danijel Stefulj

  • Wie erholen Sie sich am besten?

Indem ich zu Hause die Beine hoch lege und schön esse

  • Ihr schönster Moment in der Karriere?

Der Aufstieg mit 96

  • Und der schlimmste?

Als ich 1994 in Fulda einen Kreuzbandriss erlitt

  • Wem würden Sie einen Orden verleihen - und warum?

Allen Menschen, die sich für Kranke und Minderheiten einsetzen

  • Was begeistert Sie an 96?

Es ist ein Traditionsverein mit hervorragendem Umfeld. Außerdem ist die Stimmung in der Mannschaft super

(Quelle: Neue Presse. 17. Juli 2002)


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