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Danijel Stefulj
Ein normaler Verrückter Dauerläufer, Allzweckwaffe, Kampfquadrat – immer, wenn Mitspieler, Trainer oder Fans sich einen Spitznamen für Danijel Stefulj ausdenken, hat der was mit seiner Arbeit auf dem Rasen und einer großen Portion Respekt davor zu tun. Wahrscheinlich auch, weil er gerne Sachen sagt wie: „Es war immer in meinem Kopf: Ich muss trainieren, ich muss spielen.“ Fast drängt sich ein dünnes Scherzchen auf: Im Leben des Kroaten sind nur drei Dinge wirklich wichtig – Fußball, Fußball, Fußball … Aber das wäre ein ganz klein wenig ü Redet Danijel Stefulj über Zdenka (24), Laura (3) und Daniel (2), gibt es Entspannung für die bei der Ballarbeit meist konzentriert-grimmigen Gesichtszüge. Ja, es stimmt, mit dem Sohnemann „spiele ich auch in der Wohnung Fußball“. Ein schelmisches Lachen:„auf Laminat.“ Das sei zwar ganz schön laut und im Stockwerk darunter gebe es nicht nur Freude, aber bei „Regen und Kälte, was willst du machen?“ Überhaupt, das Wetter: „Hannover ist okay“, aber das Wetter. Stefulj guckt leicht angewidert aus dem dicht betröpfelten Südstadt-Fenster: „In Kroatien haben wir jetzt Sonnenschein und 33 Grad.“ Das weiß er, weil er fast täglich Zeitungen aus der Heimat liest, per Laptop im Internet. Immer öfter allerdings ohne viel Freude: „Viel Gewalt“, winkt „Stef“ ab, „eine Katastrophe.“ Zwei Banküberfälle gab es im vergangenen Monat in Cakovec, seinem Geburtsort. „Früher hat so was in 100 Jahren keiner gemacht.“ Früher, als der kleine Danijel noch stundenlang auf den Straßen von Cakovec bolzte. Und mit zehn Jahren in den örtlichen Fußballverein ging, „weil ich den Hals nicht voll bekommen konnte“. Aber, wir haben es fast geahnt, auch der Spielbetrieb in den Jugendliga unterforderte Stefulj irgendwie. Er spielte in zwei Altersklassen und noch in einem anderen Verein im Nachbarbezirk. Er grinst wieder so sympathisch-schelmisch: „Auf falschen Pass, mich kannte dort ja keiner.“ Da konnte es schon mal vorkommen, dass er an einem Sonnabend um 9.30, 11 und 15.30 Uhr spielen musste: „Normal“, nennt das der Fußballverrückte. Also verwundert die nächste Geschichte nur noch bedingt: Der dann erwachsene Stefulj wohnte noch zu Hause, als er 1992 im gut 15 Kilometer entfernten Varazdin als Profi anheuerte – und selbstverständlich mit dem Fahrrad zum Training fuhr. „Morgens hin, mittags zurück, nachmittags wieder hin, abends wieder nach Hause“ – 60 Kilometer radeln, fast jeden Tag, unterbrochen von zwei bescheidenen Übungseinheiten mit den Fußballer-Kollegen, mehr als zwei Jahre lang. „Normal, nur mit viel Training bist du immer fit.“ Ruft Trainer Ralf Rangnick zum Laktattest: „Pfffft“, zischt es fast verächtlich aus den Lippen, „kein Problem“. Wir glauben es gerne. Genauso wie: „Ich denke, wir haben in der Bundesliga keine Probleme.“ Vor allem, wenn alle wie er „Gas geben bis 200 Prozent“. Stefulj schwebt im ersten Jahr ein „Mittelfeldplatz“ vor, in den folgen Erstliga-Spielzeiten könne dann „alles“ kommen. Der Dauerläufer denkt langfristig, will „sechs Jahre Minimum“ noch spielen. „Wenn es geht, in Hannover.“ Vielleicht bleibt er auch danach „im Verein“. Als Trainer, „dafür muss ich aber noch mehr Deutsch lernen“. Wir sind gespannt, welchen Spitznamen unser sympathisches Kampfquadrat dann bekommt ... |
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(Quelle: Neue Presse. 23. Juli 2002)