Regionalliga, 11. Spieltag


Hannover 96 - VfB Lübeck 5:1 (2:0)


96: Sievers - Ernst - Dworschak, Linke (74. Reinhardt) - Fischer, Dietrich, Addo (54. Milovanovic), Bicici (54. Hecking), Brezina - Kovacec, Asamoah

Tore: 1:0 Addo (3.), 2:0 Mazeikis (36., Eigentor), 3:0 Fischer (55.), 3:1 Behnert (68., Foulelfmeter), 4:1 Kovacec (69.), 5:1 Milovanovic (75., Foulelfmeter) - Zuschauer: 9.030


Lübecks Aufstiegstraum geplatzt

Schoß 96-Zauberteam Körbel ab?

Gerber verhandelt mit Ernst, Lorkowski hat keine Sorgen

 

Als Karl-Heinz Körbel seinen Vorgänger Michael Lorkowski im VIP-Raum des Niedersachsen-Stadions erkannte, stoppte er auf dem Weg zur Pressekonferenz. Der Lübecker Coach schüttelte dem jetzigen Braunschweiger Trainer die Hand und öffnete dabei den Mund, als wollte er in der nächsten Sekunde sein Herz ausschütten. Dann zuckte Körbel kurz mit den Schultern, brachte nur "so ist Fußball" heraus.

Körbel fehlten wohl die Worte, weil er soeben erfahren hatte, daß er vor Saisonbeginn zuviel versprochen hatte. "Mit dieser Mannschaft muß man aufsteigen", hatte Körbel von seinem VfB gefordert. Diese Behauptung als wahr vorausgesetzt, müßte das 96-Zauberteam in der Champions-League spielen. Beim 5:1-Sieg war 96 spielerisch und läuferisch um Klassen besser als der VfB. "Wir waren schneller als die Lübecker", meint Kreso Kovacec. "Die konnten mit unserer tollen Mannschaft nicht mithalten", analysierte 96-Manager Franz Gerber.

Nur nach dem frühen 1:0 durch Otto Addo (3.) muckte der VfB auf. Matthias Dworschak ließ aber dem besten Lübecker Angreifer, Gustav Policella, kaum eine Chance. Nach zwei Pfostentreffern von André Golke und Michael Köpper ging ein Mazeikis-Schuß nach hinten los. Das Lübecker Eigentor zum 2:0 für 96 stellte die Machtverhältnisse klar. "Hier regiert der HSV", sangen die Fans. Das 3:0 fiel nach einem Freistoßzaubertrick: 20 Meter vorm Lübeck-Tor berieten sich Hecking, Kovacec und Milovanovic. Hecking und Kovacec liefen über den Ball, Kovacec rannte rechts an der Lübecker Mauer vorbei, wurde von Milovanovic angespielt. Kovacec flankte, Sven Fischer köpfte das 3:0.

Zwischen zwei umstrittenen Elfmetern zum 3:1 und 5:1 machte Kovacec im Alleingang das 4:1. "Es hätten noch mehr Tore fallen können", meinte 96-Trainer Reinhold Fanz, der "die gute Abwehrarbeit" seines Teams lobte. Überragend agierte Fabian Ernst. Mal spielte der Libero hinten, mal vor der Abwehr, oft schaltete sich der 18jährige in den Angriff ein. In den nächsten Tagen will Gerber mit dem Supertalent über eine Vertragsverlängerung verhandeln. Ein erster Anlauf vor Wochen sei vom Ex-Klubchef "Utz Claassen gestoppt worden", berichtete Gerber: "Dieses Zögern kann 96 800 000 Mark kosten. "Verlängert Ernst doch noch, heißt das zwar nicht, daß er bleibt - aber 96 könnte bei einem Wechsel eine Ablöse kassieren.

Erstaunliches war zum Spiel von den Lübecker Fans zu hören. "Oh, wie ist das schön", feierten sie die Niederlage. Waren sie froh, weil das Ende von Körbels Dienstzeit naht? Im Oktober 96 war Lorkowski in Lübeck rausgeflogen.

Nun wird`s vermutlich den Coach erwischen, den sie in Frankfurt einst den "treuen Charly" genannt haben. Es ist zweifelhaft, ob der gute Mann aus Mainhattan die Mission erfüllen darf, die ihm Fanz angetragen hat: "Nächste Woche Braunschweig schlagen." Erstens macht sich Lorkowski "keine Sorgen" um seine Eintracht. Zweitens wird sich Lübeck wohl einen neuen Trainer suchen - so ist Fußball.

(Quelle: Neue Presse, 06.10.97)


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