Regionalliga, 1. Relegationsspiel


Hannover 96 - FC Energie Cottbus 0:0




96: Sievers - Dermech (74. Weiland) - Dworschak, Ernst (64. Germann) - Rasiejewski, Asamoah, Hecking, Linke, Addo - Milovanovic (70. Manzi), Kovacec

Tore: Fehlanzeige - Zuschauer: 54.000


Das Gänsehaut-Spiel - 96 kann Geyer-Team noch rupfen

Bengalisches Feuer, die Welle, nur ein Tor für Hannover wollte nicht fallen

Wann hat es das zuletzt gegeben? Am 8. April 1992. Auch da war das Niedersachsen-Stadion ausverkauft, 96 gewann den Pokal-Halbfinalkrimi gegen Werder Bremen mit 7:6 nach Elfmeterschießen. Gestern wieder diese Gänsehaut-Atmosphäre. 54 600 Besucher waren gekommen, um dabeizusein, wenn der Meister der Regionalliga Nord den ersten Schritt auf dem Weg zurück in den Profifußball macht.

Mit dem Ergebnis konnten sie nicht zufrieden sein. 96 kassierte im ersten Spiel um den Zweitliga-Aufstieg gegen Energie Cottbus zwar kein Tor, schoß aber auch keins. Reicht dieses 0:0 im Rückspiel?

Schon um 19.45 Uhr, 356 Minuten vorm Anpfiff, forderten die 96-Fans: "Wir wollen die Welle." Pünktlich um 20.20 schwappte dann La Ola durchs weite Rund - das große Spiel konnte beginnen.

Großes spielte sich vor allem auf den vollbesetzten Rängen ab. Bengalisches Feuer brannte, tauchten das Stadion in einen Nebelschleier. "Das ist die Belohnung für viel Arbeit", freute sich 96-Klubchef Hans Wöbse.

Und Trainer Reinhold Fanz meinte: "Wir wollen von Anfang an viel Druck machen und zeigen, wer Herr im Haus ist."

Das versuchten seine Spieler auch sogleich. Die Folge: Schon nach 20 Sekunden lag Gerald Asamoah am Boden - nach einem harten Foul von Jens-Uwe Zöphel. Hannovers Dieter Hecking stieß den Übeltäter mit sanfter Gewalt vor die Brust - ein erstes Zeichen dafür, daß sich beide Teams an diesem kühlen Mai-Abend nicht gerade verbrüdern wollten.

96 war willig, aber noch nicht stark genug. Die Fans spürten das, stimmten immer wieder den umgetexteten Europacup-Klassiker an, der seit Schalke in ist: "Steht auf, wenn ihr Rote seid".

Doch die Roten fielen des öfteren hin, schuld daran waren die harte Attacken des Gegners. Besonders Asamoah bekam sie zu spüren, Cottbus-Coach Eduard Geyer sah jedoch immer eine Schwalbe - und gestikulierte wild am Spielfeldrand.

Das brachte seinen 96-Kollegen auf die Palme. Reinhold Fanz, sonst ein eher ruhiger Typ, war zeitweise mächtig böse auf Geyer. Denn Fanz und seine Spieler wissen aus zahlreichen Videoanalysen, daß Cottbus eine Menge Energie entwickelt, um den Schiedsrichter zu verunsichern. FIFA-Mann Hans-Jürgen Weber ließ sich davon aber nicht beeindrucken.

In den letzten zehn Minuten vor dem Wechsel kam 96 dann immer besser ins Spiel, dafür gab's in der Pause aufmunternde Worte von Manager Franz Gerber: " Die Mannschaft hat großartig gekämpft, mit Hilfe der Zuschauer können wir es schaffen." Für Cottbus hatte Gerber ein zweifelhaftes Lob parat: "Die versuchen nur, das Spiel kaputtzumachen - und das können sie ganz gut." 96 nahm den Schwung mit in die zweite Halbzeit.

Den Fans blieb der Torschrei gewissermaßen im Halse stecken, als Vladan Milovanovic freie Schußbahn hatte - und Torwart Kay Wehner den Ball in die Arme schoß. Der Drucke wurde größer - auch, weil Fahed Dermech nun in die Offensive wechselte.

Den Liberoposten übernahm Jens Rasiejewski. Die Antwort des FC Energie Cottbus: Zeit schinden, was das Zeug hält.

Schlußmann Wehner ließ sich bei einem Abstoß dermaßen viel Zeit, daß er die gelbe Karte sah. Es brodelte Mitte der zweiten Halbzeit im Niedersachsen-Stadion. Auch das teilweise überharte Spiel der Lausitzer rächte sich: Zöphel wurde nach einem Foul an Asamoah mit Gelb-Rot bestraft.

Der 96-Sturmlauf begann. Mit dem Ergebnis, daß der Ball überall landete - nur nicht im Tor. Dennoch gingen viele Fans mit dem Gefühl nach Hause, daß es 96 im Rückspiel noch packen kann.

Torchancenverteilung - 1. Halbzeit:

15. Minute: Erste brenzlige Situation im Cottbuser Strafraum. Milovanovic wird mit schönem Steilpaß auf die Reise geschickt. Energie-Torwart Kay Wehner wirft sich dem 96-Torjäger im letzten Moment in den Weg.

20. Minute: Freistoß 22 Meter vorm Cottbuser Tor. Kovacec zirkelt den Ball neben das Tor.

25. Minute: Es wird hektischer. Zöphel holt Asamoah unsanft von den Beinen. Schiedsrichter Weber zieht zum ersten Mal die gelbe Karte.

27. Minute: Der glatzköpfige Energie-Torjäger Konetzke stürmt allein auf Jörg Sievers zu, der routinierte 96-Torwart klärt mit dem Fuß.

31. Minute: Dieter Hecking geht im Zweikampf etwas zu energisch zur Sache. Gelbe Karte auch für den 96-Spielmacher.

36. Minute: Kovacec dribbelt in den Strafraum. Kommt zum Schuß, aber der Ball wird abgefälscht zur Ecke.

42. Minute: Weiter Einwurf, Carsten Linke nimmt den Ball am Fünfmeterraum an. Schöner Linksschuß aus der Drehung, doch Wehner pariert mit den Fingerspitzen.

44. Minute: Rasiejewski setzt sich im Mittelfeld durch, zieht dann aus gut 20 Metern ab - Wehner klärt mit den Fäusten zur Ecke.

Torchancenverteilung - 2. Halbzeit:

46. Minute: Freistoß Milovanovic, der aufgerückte Libero Dermech steigt im Strafraum am höchsten - Kopfball neben das Tor.

48. Minute: Großchance für Milovanovic. Sieben Meter vor dem Tor kommt er zum Schuß. Aber der Hannoveraner trifft den Ball nur mit dem Schienbein. Leichte Beute für Wehner.

55. Minute: Freistoß 22 Meter vor dem 96-Tor. Libero Hoßmang versucht's mit Gewalt, bleibt in der Mauer hängen. Nachschuß - eben das Tor.

57. Minute: Böses Foul von Seifert an Rasiejewski. Gelbe Karte.

58. Minute: Kay Wehner läßt sich sehr viel Zeit beim Abstoß. Spielverzögerung, sagt der Schiedsrichter, Gelb.

61. Minute: Weiter Einwurf von Otto Addo in den Cottbuser Strafraum. Fallrückzieher Kovacec, Wehner ist schon geschlagen, aber Hoßmang klärt auf der Linie.

68. Minute: Das zweite grobe Foul von Zöphel an Asamoah. Beim ersten Mal gab's nur Gelb, jetzt Gelb-Rot. Cottbus nur noch mit zehn Mann.

73. Minute: Konetzke foult Addo - Gelb.

76. Minute: Und noch eine gelbe Karte - diesmal für Carsten Linke.

78. Minute: Riesenchance für 96. Manzi legt für Hecking auf, aber der schlenzt den Ball knapp über das Tor.

85. Minute: Nochmal Hecking. Drehschuß an der Strafraumgrenze, nochmal ganz knapp drüber.

(Quelle: Neue Presse, 30.05.97)


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